Samstag, 16. Juli 2011

Frauenfussball

Vergiss es, sagte mein Freund, schau mal, wie die spielen, kein Vergleich zu den Männern. Langweilig. Würden keine Schnitte kriegen, gegen die Männer.
Ich war beleidigt. Einmal über meine Freunde, denn ich fand gerade diese Weltmeisterschaft toll. Fand die Deutschen ganz klasse, auch beim letzten Spiel, wo sie ausschieden. Gekämpft bis zuletzt. Hin und her ging es, gönnten sich keine Pause. Sahen genauso gut aus wie die Japanerinnen, für mich sogar noch besser. Hatten bis zum Schluss den Sieg greifbar nahe und dann das Pech in der Verlängerung mit dem Gegentor. Der Glücklichere hatte gesiegt.
Nein, meine Freunde kritisierten und demontierten Silvia Neid – warum hat sie so früh gewechselt und dann diese Luschen.
Hatte ich alles nicht gesehen, dachte nur, daß Birgit Prinz mal gekommen wäre, aber die Neid hatte ja wohl den besseren Überblick als ich.
War zum zweiten beleidigt über mich selbst. Warum verstand ich so wenig über Fußball, daß mir dieser Frauenfußball einfach Spaß machte. Nicht nur das er war so spannend, daß ich im Spiel Brasilien gegen USA den Raum verliess, weil ich das Elend nicht mehr ansehen konnte, dieses Unrecht, was der zwölfte Mann auf dem Platz den Amerikanerinnen angetan hatte, die Schiedsrichterin hatte den Amerikanern den Sieg geklaut. Aber es war ein Wunder, das Wunder von Bern oder sonstwo, daß diese Wombat oder Wambach den Anschlusstreffer erzielte und dann das Elfmeterschiessen perfekt machte.
Ich ertappte mich dabei, vergessen zu haben, daß da auf dem Platz Frauen standen – oder liefen. Um ihr Leben liefen, mit vollem Einsatz, bis zur letzten Minute. Und kämpften. Ich sah nur Spieler, tolle Spieler, bis zum Schluss. Und als sie zum Schluss gar nicht so erschöpft aussahen wie die Männer, in der Verlängerung, fiel mir ein, daß die Frauen auch noch ausdauernder sind, denn sie halten alle Weltrekorde ab 150 km Langlaufmarathon.
Und ich erinnerte mich an Bruno Bini, den Trainer der Französinnen, der sinngemäß sagte, daß ihm einer abgeht, wenn er die Necib spielen sieht, im spielerischen Sinne. Also hatte ich einen anerkannten Sachverständigen auf meiner Seite.

Ich glaube, daß diese Weltmeisterschaft in Deutschland der Durchbruch für den Frauenfußball war. Wird genauso selbstverständlich werden wie Beachvolleyball oder Damentennis – nur besser und beliebter.

Wir werden auch, neben guten Playboy und Hustler Nacktfotos bei den Frauen, endlich die Männer- Outings erleben – endlich schwul sein ohne Reue.