Das Medienecho brachte mich dazu, den Beitrag von Arnd Brummer in der Chrismon zu lesen. Dank Katrin Göring-Eckardt, die den Artikel als nicht hilfreich empfand und damit die von Brummer ironisierte „öffentliche Glaubensverwaltung“ erledigte. Ich war sehr berührt von seinen Schilderungen über seine Aufnahme in die evangelische Kirche.
Mit mir unterhielt sich nur der Pfarrer, den ich schon vorher mochte. Ihm erzählte ich, daß ich mit 25 aus der ev. Kirche ausgetreten war, hauptsächlich wegen Bertrand Russel, und daß ich nun wieder eintreten wolle, hauptsächlich wegen meines gerade konfirmierten Sohnes, der sagte, ich könne nicht dauernd die Segnungen der Kirche in Anspruch nehmen ohne in ihr zu sein. Ich unterschrieb die Anmeldeformulare und dann gingen wir in die Kirche, wo der Pfarrer mich segnete. Es war ein bißchen wie eine Hochzeit, hinter mir mein Sohn als Trauzeuge.
Und ich erinnerte mich an 25 lange Jahre außerhalb der Kirche, wo ich nicht wirklich frei war, sondern Gott vermißte, den ich nur in der Gemeinschaft der Kirche ganz als Gott empfinden konnte. Während dieser 25 langen Jahre nahm ich auch an keinem Abendmahl teil. Einerseits wollte ich meine Unabhängigkeit demonstrieren, anderseits stand mir diese Segnung auch nicht zu, wollte ich mich mit dieser Konsequenz bestrafen.
Und kaum war ich wieder eingetreten, nahm meine Kritik an der evangelischen Kirche und ihrem katholischen Erbe wieder zu. Ich glaube nämlich nicht an den Heiligen Geist und die Jungfrau Maria. Und diese Kritik hat nicht aufgehört, obwohl ich mich der evangelischen Kirche verbunden fühle.
Mittlerweile fühle ich mich auch der katholischen Kirche verbunden – und schaue über den katholischen Kitsch wohlwollend hinweg. Wohlgemerkt nur bei der Basiskirche.
Denn insgesamt hat die katholische Kirche ein großes Problem. Die schärfste Kritik an der römischen Kirche kommt von den Katholiken selber. Da wird die Bigotterie, der Zynismus und die Gottlosigkeit der Amtsträger in einer Weise thematisiert, daß ich mich wundere, warum sich die Basis noch nicht von ihrer Verwaltung getrennt hat – und umgekehrt.
Ich halte Ratzinger auch für die reinste Katastrophe, sehe ihn aber gelassener wie das Unglück in Nachbars Garten. Ich würde gern helfen, aber damit muß mein Nachbar allein fertig werden.
Die der FAZ transportierte Chrismon lasse ich meist wie eine ungeliebte Beilage in den Papierkorb fallen. Das werde ich zukünftig nicht mehr machen. Wegen des Artikels von Brummer, an dem nichts falsch ist.