Mittwoch, 7. September 2011

Der Feinstaubunsinn

Es gibt manche Dinge, die lassen einen nur den Kopf schütteln, angesichts der Dummheit der Menschen. Aufgeweckt wurde ich durch den Griff in meinen Geldbeutel (durch was sonst), als ich 5,50 Euro für eine Feinstaubplakette berappen sollte. Zusammen mit meinem 10 Jahre alten Zweitwagen 11,00 Euro. Es gibt drei Stufen bei der Plakette, rot, gelb und grün und ich kriegte für beide Autos die höchste Stufe grün. Interessant, dachte ich, dann werden hochgerechnet 90 Prozent aller Autos die grüne Plakette bekommen. Und nur die Oldies und LKW´s nicht. LKW´s? da war ich mir nicht so sicher, denn welches Unternehmen einer Innenstadt kann es sich leisten, wegen Feinstaub nicht mehr beliefert zu werden. Und was ist mit den ÖVPN-Bussen und der Polizei? Fragen über Fragen, aber gelöst wird das Feinstaubproblem dadurch nicht, würde mein 6jähriger Erstklässler nach Adam Riese hochrechnen.

Wer verursacht denn Feinstaub, wollte ich wissen. Autos sind zumindest nicht der Hauptverursacher. Die Industrie ist es und die Privathaushalte, die am meisten produzieren, nach einer Aufstellung des Bundesumweltamtes von 2001 nämlich über 50 Prozent. Nur 17 Prozent werde von Autos verursacht. Ja, dann kann die Plakette erst recht nicht viel bewirken, dachte ich. Wo sie fast jeder bekommt, kann sich das ja nur im 1 Prozentbereich abspielen.

Und warum brauche ich die Plakette? Weil Kölns Innenstadt nur noch mit diesem Ausweis befahren werden darf! Tja, ich bin kein Kölner, aber irgendwann fahre ich hin, also muß ich die Plakette haben, wenn ich nicht 30 Euro Strafe berappen will. Ja und was machen die 10 Prozent Umweltschleudern ohne Plakette? Die fahren von Neuss bis kurz vor die Kölner Innenstadt, stellen dort das Auto ab und fahren mit der S-Bahn weiter, produzieren auch 99 Prozent lebensgefährlichen Feinstaub, von dem natürlich nichts in die Kölner Innenstadt geblasen wird.

Lebensgefährlicher Feinstaub? Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang zwischen der Feinstaubkonzentration und Atemwegserkrankungen, Herz-/Kreislaufkrankheiten, Krebserkrank-ungen und Todesfällen, wird uns gesagt. Aber ist das wirklich so? Sind alle Zweifel beseitigt? Ich frage ja nur, denn wie häufig habe ich erlebt, daß es doch nicht so war, siehe Cholesterin in der Butter, das doch nicht mehr schädlich ist. Und wenn man liest, wie viele Staubarten man unterscheidet, den Grobstaub von über 10 PM, den Feinstaub von unter 10 PM und den ultrafeinen Feinstaub von unter 1 PM, dann fragt man sich, ob es nicht reine Theorie ist, daß nur der ultrafeine Feinstaub so gefährlich ist, weil er in die Lungenbläschen gelangen kann und nicht auch die anderen Staubarten? Konnten die Forscher die Indikatoren in den Langzeitstudien wirklich so fein säuberlich voneinander trennen? (PM heißt Particulate Matters und die Werte bedeuten Mikrogramm) Wenn schon in der Therapie soviel falsch gemacht wird, kann nicht auch die Diagnose fehlerhaft sein? Da besagt es auch nichts, daß hier die Amerikaner führend in der Forschung waren und sich die Europäische Union des Themas angenommen und diesbezüglich Gesetze erlassen hat, die auch Deutschland beachten muß.

Aber was kommt dabei raus. Man wird das Gefühl nicht los, daß hier ein Aktionismus wegen Umweltschutz losgetreten wird, als Ausweis einerseits, wie erfolgreich man Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung ergreift. Und andererseits, daß man sich nicht kritisieren lassen will, daß man nichts tut. Und das Ärgerliche ist, daß man wie bei vielen anderen Dingen entdeckt, daß die Politik – oder sagen wir „wir Menschen“ - diese Dinge aus einer Mischung von Dummheit, Naivität und reinem Populismus tun. Es wird etwas getan, das ist die Botschaft. Aber dass das Getane (fast) völlig sinnlos ist, spielt keine Rolle. Ganz so sinnlos ist es natürlich nicht, denn wir müssen diesen CO 2 - Ablasshandel bezahlen. Da verbinden die Politiker gern das Angenehme mit dem Nützlichen. Denn Umweltschutz gibt es ja nicht zum Null-Tarif. Daß dieser Umweltschutz überhaupt nicht stattfindet, sondern sich nur in Benzinsteuer und Stromsteuer manifestiert, die dann aber nicht in den Umweltschutz gesteckt wird, sondern in sachfremde Bereiche wie die Altersversorgung der Abgeordneten, dann fällt auf, wie ärgerlich verlogen die gesamte Debatte ist.

Dirk Kranefuss Januar 2008
heute in Sachen Politik noch aktueller als damals