Mittwoch, 11. November 2009

Kölner Lieblingsplätze: Das neue Wallraf-Richartz-Museum

Man muß schon ein wenig suchen, um es zu finden. Auf dem Weg vom Dom aus steht es hinter Judenbad und Rathausbauten, auf dem Weg zum Dom hinter Gürzenich und St. Alban.
Es ist nicht spektakulär, aber es lohnt sich. Nach dem langweiligen Gürzenich kommt die spannende Kirchenruine St. Alban in rotem Backstein. Die Einblicke in ihr Gerippe sind – spannend ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber meine Gefühle sind vielschichtig. Die Käthe Kollwitz Figuren knien so, als ob sie sich für den Schlamassel des zweiten Weltkrieges noch entschuldigen wollten. Gerade Kirchenruinen mit den offenen Himmelsdächern verkörpern Romantik, Tod und Aufbruchsstimmung zugleich, Geschichten von Geistern und dunklen Gestalten, die durch die Gemäuer spuken.
Keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sofort nach der Ruine kommt der sehr kompakte Museumskubus in hellem Sandstein, so daß die Kirche zwischen Gürzenich und Museum richtig eingepreßt wird.

Man kommt in einen großen etwas langweiligen Eingangsraum mit dem üblichen Ensemble, Kassenschalter, Garderobe, Bücher und Postkarten und man fragt sich, warum die überall wie Wartesäle aussehen müssen, Bahnhofsvorhallen, Konzertwandelraum, hüstel, hüstel. Schnell hindurch und enter the museum.
Man kommt in ein enges Treppenhaus, was sich lohnt, zu besteigen, also nicht den Aufzug nehmen, da man an beiden Seiten hinausschauen kann. Die Seiten sind durchgehend verglast und mit dem Emporsteigen steigt das auch das Lebensgefühl. Wenn offen, sollte man noch kurz einen Blick in den Stiftersaal werfen, von dem man einen grandiosen Blick in die Kirchenruine hat, um dann bis ganz nach oben zu steigen in den obersten Stock, wo die Moderne untergebracht ist.
Und dort schlendern wir entspannt an der Moderne vorbei, an wunderbar wahllos zusammengewürfelten Bildern, Kaleidoskope der Moderne, eigentlich Vormoderne. Der wunderbare Feuerbach mit seinem schönen Modell, und die liebe Marianne Stokes mit ihrer roten Prinzessin, den Badenden und Sünderinnen, und dann kommt man in den Eckraum und blickt durch ein riesiges Schaufenster auf den Dom. Die Rheinbrücken, Groß St. Martin und die Altstadtdächer von Köln. Tief Luft holen und staunen, bevor man sich erfrischt auf die nächsten Bilder stürzt. Denn was man hier sieht, ist die eigentliche Moderne, das wirkliche Kunstwerk, das allen Bildern den Rang abläuft, der einmalige Blick auf Köln.

P.S. Schade, bei meinem letzten Besuch war die eine Fensterhälfte durch eine Jalousie verdeckt . Es war nur der halbe Sehgenuß.