Unter diesem Titel schilderte ein Personalberater in der F.A.Z. die Anforderungen an Vorstände und Geschäftsführer in der Immobilienwirtschaft. Fachwissen allein sei nicht mehr ausreichend. Die Führungspersönlichkeiten müßten vor allem zwei zentrale Fragen beantworten:
Hat das Unternehmen heute und in Zukunft die Lizenz zum Handeln? Was ist zu tun, damit das Unternehmen in fünf Jahren noch existiert?
Und: Nicht alle Geschäfte, die möglich wären, sind auch zu tätigen, wenn sie sich negativ auf die Gesellschaft auswirken.
Und: Entscheider müssen Benchmarking betreiben, müssen gesellschaftliche Entwicklungen frühzeitig in die Unternehmensstrategie einfliessen lassen, müssen erprobte industrialisierte Prozesse aus anderen Branchen gegebenenfalls übernehmen.
Unternehmenslenker müssen ihre Mitarbeiter, Kunden und ihr Umfeld ernst nehmen.
Ich war sprachlos, diese einfachen Regeln ausgerechnet aus der Immobilienbranche zu hören und ich war noch sprachloser, sie nirgendwo in der Politik zu finden. Denn das ist das eigentlich Spannende: die Politik handelt so, ohne vom Wähler abgestraft zu werden.
Ihre eigene Daseinsberechtigung stellt sie nie in Frage und ihr eigenes Handeln stellt sie nie auf den Prüfstein der Nachhaltigkeit. Immer geht es um die Legislaturperiode, nie um die Zeit danach.
Benchmarking betreibt sie nur in negativer Form: als die Tschechei die Einkommenssteuer auf 19 Prozent senken wollte, beschimpfte sie der Arbeiterführer Rüttgers von NRW, sie würden das Gedinge kaputtmachen, man solle ihnen die Eurogelder entziehen, mit deren Hilfe sie das Ganze finanzieren würden.
Erprobte Prozesse aus anderen Bereichen zu übernehmen, zum Beispiel aus der freien Wirtschaft, fällt ihnen im Traum nicht ein, eher hindern sie Unternehmen an Rationalisierungsprozessen. So würde die Politik niemals überflüssige Behörden auflösen, Länder oder Kommunen verkleinern, Verwaltungen effizienter machen. Ihre Kunden, die Wähler und ihr Umfeld nehmen sie nicht ernst, eher belügen, betrügen oder verkaufen sie es für dumm.
Wie kann das, frage ich mich.
Das geht nur, weil sich die Politik seit Jahrzehnten immer weiter von ihren Kunden, den Wählern entfernt hat. Das ging zunächst erstmal dadurch, daß sie sich mit der Fünfprozent Klausel unliebsame Konkurrenz vom Hals geschafft haben. In den Bundestag kamen somit nur noch drei Parteien. Erst die Unzufriedenheit mit den Parteien sorgte für weiteren Zuwachs mit den Grünen und dann mit den Linken und auf absehbare Zeit werden die Rechten kommen. Diese übernehmen aber sofort das egoistische pöstchenschachernde Verhalten der Großen. Das Unternehmen, das die Parteien führen, heißt schon lange nicht mehr Deutschland, sondern CDU, SPD oder FDP. Nur hier fragen sie die Fragen der (popeligen) Immobilienbranche: gibt mir meine Partei weiterhin die Lizenz zum Handeln und wie überstehe ich die nächste Wahl. Alles andere ist zweitrangig. Mit wöchentlichen Fensterreden wird das Publikum, die Bevölkerung bei Laune gehalten und damit von den wahren Problemen abgelenkt, und das genügt, weil die einzig kritische Stimme, die Presse, gekauft worden ist. Das öffentlichrechtliche Fernsehen mit den Rundfunkgebühren und die übrige Presse mit Vorzugsinformationen, Auslandsreisen und anderen Gefälligkeiten. Den Rest an schweigender Zustimmung besorgt die mit Überbezahlung und Überversorgung korrumpierte Beamtenschaft und der Öffentliche Dienst.
So kommt es, daß dieser „Wirtschaftszweig“ dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von jährlich 3100 Milliarden über ein Drittel, also 1100 Milliarden Steuern und Abgaben wegfressen darf, daß dieses Staatsunternehmen also eine Rendite von 35 Prozent „erwirtschaftet“, während sich die freie Wirtschaft mit einstelligen Zahlen meist um die 5 Prozent begnügen muß.
Dieses Handeln ist das Gegenteil von nachhaltig und führt zwangsläufig in die Pleite, denn bei den 3100 Milliarden BIP handelt es sich um Umsätze, nicht Erträge. Auf die Erträge bezogen kommt man zu einer Besteuerung von 75 Prozent (sogar das ZDF kam auf 62 Prozent bei den Berufstätigen ohne die Unternehmen). Und selbst in dieser Phase reden die Politiker ausschliesslich von Steuererhöhungen, siehe PKW-Maut, Reichensteuer, Mehrwertsteuererhöhung und Bankenabgabe. Denn eines wollen sie wirklich nicht, sparen.