Sarrazin teilt Deutschland in zwei Hälften:
In politisch Korrekte und politisch Unkorrekte, in Linke und Rechte, in Linksradikale und Rechtsradikale, in Kleinbürger und Großbürger, in Intellektuelle und Pseudointellektuelle,in Intelligente und Dumme, in Querdenker und Angepaßte, in Politiker und Schweigende Mehrheit, in Medien und nicht einverstandene Bürger, in Denkende und Reagierende, in Wissenschaftler und Pseudowissenschaftler, in Gönner und Neider, in Machthabende und Machtlose, in Deutsche und Ausländer, in Juden und Moslems, in Unterschicht und Oberschicht, in Reiche und Arme, in Neubürger und Altbürger, in Privilegierte und Unprivilegierte.
Wer will, kann die Liste noch erweitern.
Warum ist das so?
Weil Deutschland den Krieg verloren hat. Damit hat es sich alle Lehren daraus erteilt, die sich für eine Verlierernation gehören. Der Nationalsozialismus war falsch, auch wenn er zu großen Teilen aus dem wilhelminischen Deutschland hervorging.
Die Judenvernichtung war falsch – obwohl sie zu großen Teilen aus dem wilhelminischen Deutschland hervorging. Alles war falsch – in Nazideutschland.
Irgendwann geht das in die Hose. Dann melden sich die Zweifel: Wieso können die Amerikaner alle Indianer vernichten und als freiheitlichste Demokratie in die Welt eingehen.
Wieso kann Rußland alle Verbrechen von Lenin und Stalin begehen und heute eine halbwegs ungeschorene Nation sein. Wieso können die Israelis die Palästinenser vertreiben und trotzdem das am meisten verfolgte Volk sein. Wieso können die Belgier mehr Kongolesen umbringen als Deutsche an Juden und keiner redet darüber. Und wer will, kann die Liste noch erweitern.
Irgendwann schlägt die schweigende Mehrheit zurück. Das Münchner Literaturhauspublikum buhte die Sarrazin kritisierenden Moderatoren aus, schreibt die Süddeutsche erschreckt am 30.09.2010. Da haben die Medien etwas nicht mitbekommen.
Sie wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Sechzig Jahre haben sie gegen Antisemitismus, Rassismus und Militarismus gekämpft und den Augenblick verpaßt, wann endlich Schluß ist. Auch die Politiker. Alle ritten auf der Welle, die alle getragen haben: wir sind keine Antisemiten, wir sind keine Rassisten, wir sind keine Militaristen.
Wir, das heißt alle, gaben die Ziellinie vor: wir Lehrer, wir Intellektuelle, wir Antiautoritären, wir Politiker. Letztere möchte man fast in Schutz nehmen, haben sie doch die Meinung des Volkes stets gebündelt ohne eine eigene Meinung zu haben.
Schuld aber sind wir selber, weil wir diese Medien und diese Politiker zugelassen haben. Vielmehr für unsere eigene Heuchelei vorgeschoben haben.
Den Gipfel dieser Entwicklung konnten wir heute (1.10.2010) in der FAZ beobachten. Da interviewte der hervorragende Schirrmacher den hervorragenden Sarrazin. Mit dem einen Unterschied, daß der hervorragende Sarrazin hervorragender war als Schirrmacher.
Zum einen, weil Schirrmacher sich sowieso selbst verbrannt hat mit seinem Leitartikel September 2010 vor, wo er Sarrazin latenten Rassismus und Nazigedankentum vorwarf. Darauf wollte er auch in seinem Interview vom 1.10. hinaus, hatte aber bei Sarrazin keine Chance. So gab er Sarrazin die Gelegenheit zur Rehabilitation. Wenn man das Interview mit einem Spiel aus der Champions-League vergleicht, so stand es danach 3:0 für Sarrazin.
Fast hat man das Gefühl, daß er zudem noch so angefeindet wird, weil er nicht Müller heißt, sondern den ausländischen Namen Sarrazin hat. Was natürlich ein Treppenwitz ist. Dabei wäre es ehrlicher zuzugeben, daß wir alle Rassisten sind – und dagegen jeden Tag ankämpfen müssen – um nicht als die Heuchler zu enden, die wir sind.
Halten wir es doch eher mit Jesus (obwohl es mir widerstrebt, ihn hier zu nennen), der sagte, wir sollten uns besser mit dem Balken im eigenen Auge beschäftigen. Wir werfen öffentlich eben viel zu viel Schlamm, nur um wahrgenommen zu werden. Auch das ist eine Form der Korruption (weil wir damit Geld und Aufmerksamkeit verdienen).
Zurück zu Sarrazin: der Mann ist eher integer als korrupt. Er ist eher Bildungsbürger als Rassist. Er sagt eher seine Meinung, als sie in den Wind zu hängen. Er ist sympathischer als Gabriel, Roth oder Trittin (wer will, kann die Liste noch erweitern). Und er verkörpert eine Meinungsfreiheit, die heutzutage immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird.
Darum schlägt das Establishment zurück. Man mag belächeln, daß dieses es war, das genau gestern noch die Politiker und Medien hofiert hat, das es jetzt kritisiert, ja offen angreift. Aber Mut war noch nie eine Tugend dieser schweigenden Mehrheit, darum heißt sie ja auch so. (Ich tue ihr natürlich Unrecht, weil die Mehrheit gar nicht schweigt. Sie kommt nur nicht zu Wort).
Jedoch setzt sie mit ihrer Zustimmung zu Sarrazin ein so deutliches Zeichen, daß man sich endlich mit der Realität auseinandersetzen muß: und die heißt, die Probleme der deutschen Gesellschaft nicht totschweigen, die von den Zuwanderern Anpassung verlangt.
Anders ausgedrückt (in meiner unkorrekten Art): wir sind kein Zuwanderungsland, wie das immer öfter behauptet wird, wodurch es aber nicht richtiger wird. Zuwanderungsländer sind solche, die eine rechtswidrige Landnahme zementieren wollen, also Amerika, Kanada, Israel und Australien. Hier sollen Nachfahren und Gleichgesinnte nachwandern. Nicht die Vertriebenen oder Neger und Chinesen. Habe ich damit klar ausgedrückt, daß wir alle Rassisten sind? Glaubt mir, liebe Politiker, Schirrmachers, Merkels, Gabriels, und vor allem liebe Journalisten, die ihr noch feiger seid, als die Obengenannten, fangt wieder an, normal zu denken, an der Basis, bei der schweigenden Mehrheit. Es ist ja in Ordnung, deren Rassismus zu mildern. Nicht in Ordnung aber ist es, sie dafür gleich zu köpfen. Denn sonst hätten wir alle keine Chance, wären doch alle ohne Kopf. Fangt wieder an, Mut zu schöpfen.
Wer unsere Gesellschaft verbessern will, muß an der Basis anfangen.