Nicht die Atomkraftwerke müssen einem Stresstest unterzogen werden, sondern die Politik.
Denn wenn nichts passiert, passiert nix. Aber wenn mal was passiert, dreht sie durch, die Politik, und betreibt Aktionismus ohne Ende, produziert überwiegend Treibhausgase. Heiße Luft sozusagen.
Brechen von Laufzeitverträgen und sofortige Abschaltung, Überprüfung der Sicherheitsstandards und Einberufung einer Ethikkommission – man fragt sich, in welchen Spielfilm wir gerade sind.
Die Politik dokumentiert als erstes:
Völlige Unfähigkeit. Sowohl zum Tagesgeschäft, zum Krisenmanagement, und noch schlimmer: zur Lösung der Langzeitprobleme.
Nach Fukushima ist doch eins sehr deutlich geworden: es geht nicht darum, ein Kraftwerk vor Flugzeugabstürzen zu sichern. Wohlgemerkt, es wäre schön, wenn das ginge. Aber genauso müßte man verhindern, daß sich ein Terrorist gewaltsam Einlass in ein Kraftwerk verschafft oder daß eine Drohne gestartet wird. Unlösbare Probleme kann man sich immer schaffen.
Dabei geht es um die lösbaren Probleme. Und da hat man das Gefühl, dass die Politik sich extra mit den unlösbaren Probleme beschäftigt, um nicht die lösbaren zu lösen, sich vor ihrer eigenen Verantwortung drückt, und eine „Ethikkommission“ gründet, wo man nicht weiss, ob man darüber lachen oder weinen soll.
Die lösbaren Probleme hat die Politik nun schon vierzig bleierne Jahre vor sich hergeschoben. In erster Linie die Endlagerung, die von den Grünen prinzipiell blockiert wurde, um über diesen Darmverschluss die Atomkraft komplett zu boykottieren. CDU und SPD haben das gerne geduldet, obwohl sie es mit einem Federstrich hätten beenden können. Jedoch, Politik ist feige.
Konfliktscheu ist sie auch bei der Zwischenlagerung und Wiederaufbereitung. Was sie Jahr für Jahr in Gorleben duldet, ist ein Skandal. Millionen von Steuergeldern werden in einem jährlichen Ritual verschleudert, in dem tausende von Polizisten einen Zug vor unreifen Krawallisten schützen. Da ketten sich Kerzenschlangen zusammen, werden Sitzblockaden gebildet, vergraben achtzehnjährige Blondinen ihren Arm im Schotterbett - und die Polizei trägt sie geduldig davon und befreit die Blondine samt Gleis aus ihrer unbequemen Lage. Ich glaube, wir sind das einzige Land, das sich diesen gruftigen Spass erlaubt.
Ein Machtwort würde genügen, um dieses unwürdige Schauspiel zu beenden: „Um X Uhr fährt ein Gefahrentransport nach Gorleben. Der Zug fährt durch. Terroristen, die sich der Gleisanlage nähern, werden ohne Vorwarnung erschossen“.
Und wir brauchen keine Ethikkommission, um die naheliegendsten Dinge seit Fukushima zu lösen:
- Schaltet sich das Kraftwerk automatisch ab, wenn kein Mensch mehr da ist?
- Kühlen die Notstromaggregate den Reaktor automatisch so lange, bis die Gefahr einer Kernschmelze vorbei ist?
- werden diese Sicherheitsstandards regelmäßig überprüft?
Und:
Wir brauchen eine lückenlose Beteiligung der Öffentlichkeit an den Sicherheitsüberprüfungen. Die ist nämlich kategorisch ausgeschlossen, als ob sie doof wäre oder den Prozess grundsätzlich behindern würde.
Das Gegenteil ist der Fall. Vom kleinsten Handwerker kommen die besten Ideen. Wir sollten also unbedingt beteiligt, zumindest in den Stand versetzt werden, mitzudenken. Pfarrer und Gewerkschafter aus der Ethikkommission sind sicherlich nicht allwissend.
Habe ich was vergessen, ich glaube ja.
Aber die obengenannten Punkte reichen aus, nach vierzig Jahren endlich mit dem Naheliegendsten anzufangen.
Fangt endlich an!