Wir wußten schon immer, der Eurovisionscontest ist scheisse.
Trotzdem liessen wir uns hinreissen, am letzten Tag in Düsseldorf den Fernseher anzumachen und sahen das was wir immer schon wussten, der Eurovisionscontest grosse Kacke. Ein RTL, SAT1 und Sonstwas Seichtgemisch.
Mag sein, daß sich alle in den Erfolg reinjubeln, aber im Prinzip sind sie alle beschädigt. Allen voran Anke Engelke, die ihre eigenen Ansprüche verraten hat – der Kohle wegen. Verbrannt. Kann nie mehr ernsthafte Satire machen, ein weiblicher Westerwelle. Stefan Raab, na ja, wußten wir. Lena – mißbraucht, vergewaltigt. Lena?
Lena machte sprachlos. War die Verkörperung der Schande der geldgeilen Manager. Und ihrer eigenen Geilheit.
Sagen wir mal, ich bin sprachlos. Weil ich auf so einen Durchschnitt nicht vorbereitet war.
Dachte, es würden einige einigermaßen herausragende Leistung präsentiert, die eventuell eine Chance hätte, unter vielen herausragenden Leistungen aufs Siegertreppchen zu kommen. Aber ich sah viele durchschnittliche bis dürftige Leistungen, um dann endlich Lena an 16ter Stelle als Höhepunkt zu sehen – und schlaffte sofort ab.
Lena, was für ein lahmer Start! Eine verhuschte Lena mit einer Mickymausstimme. Dann der verklemmt erotische Text „Taken by a Stranger“, wo man sich eine lautstarke oder geile Lena gewünscht hätte, die lieber den Stranger genommen, als sich irgendeinem Arschloch hingegeben hätte! Dieser Feminismuskitsch, dargeboten als Schmerzensfrau mit einer schmerzenden Tätowierung auf dem inneren Oberarm. So sind sie eben, die Frauen, dachte ich, mimen die Leidende, gewinnen sollen die anderen für sie.
Aber ich war noch empörter über die anderen. Die eine Lena mißbrauchen. Die uns mißbrauchen. Kaisers neue Kleider. Mittelmaß zu höchster Vollendung hochstilisieren. Uns etwas verkaufen.
Wir werden verkauft. Die „Stars“ verkaufen sich.
Alles wird auf den Markt gestellt. Die letzte Kacke. Warum. Weil wir auch noch dafür bezahlen sollen. „Ruf mich an“, ruft uns die Telefonabzocke zu, mit 50 Cent sind sie dabei. Ekelhaft. Ekelhaft? Ekelhaft!
Das Schlimme: es gibt hunderte, tausende, hunderttausende von Sängern, Musikern, Künstlern. Die täglich üben, üben, üben, üben, das beste abzuliefern. Das beste überhaupt abzuliefern. Ihr Herzblut, Qualität, Kunst, höchste Kunst zu opfern. Allerhöchste Kunst. Kunst, die Welten über uns steht. Wo der Künstler dafür sterben würde.
Und dann wird uns diese Scheisse zugemutet. Unsagbar.