Die Welt ist seltsam. Sie sucht ständig nach Wahrheit, bringt aber viele um, die die Wahrheit sagen. Weltverbesserer wie Giordano Bruno, Savonarola und Hus wurden ermordet, Galileo mundtot gemacht. Andere wurden denunziert und unmöglich gemacht wie Sarrazin, als Fremdenhasser und Rechtsradikaler. Merkel verdammte ihn als nicht hilfreich, Wulff verlangte seine Entlassung, Weber setzte sie durch und die SPD betrieb seinen Parteiausschluss. Sarrazin wurde zum Schimpfwort.
Heute, nach einem Jahr, habe ich ihn gelesen. Gottseidank, kann ich sagen, denn bisher habe ich nur mitgeredet.
„Deutschland schafft sich ab“ heißt der Titel des Buches mit dem Untertitel „Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“.
Muslime raus, könnte man polemisch verkürzen, ist seine Botschaft, aber mit seinem zweiten Halbsatz, wenn sie sich nicht integrieren wollen, macht er sie wieder richtig.
Da sich die Mehrheit der Muslime aber nicht integrieren will, muß es einen Importstopp geben, ist seine weitere Botschaft – und er belegt sie sehr präzise.
Vor allem, wo die Mehrheit der türkischen Muslime in Deutschland Sozialhilfeempfänger ist und noch in der 3. Generation nicht arbeiten – und er belegt es mit vielen Statistiken.
Das ist natürlich starker Tobak.
Die Politik fühlt sich als Wegseher und Nichtstuer vorgeführt.
Die Liberalen sehen den reichen Banker, der der Unterschicht die Solidarität verweigert.
Die Muslime fühlen sich von einem Rassisten diskriminiert.
Und die Mehrheit der Intellektuellen macht sich den Standpunkt der Politiker, Liberalen und Muslime zueigen, allen voran die Medien und Meinungsführer FAZ, Süddeutsche und Zeit.
Geholfen hat Sarrazin lediglich eine große schweigende Mehrheit der Bundesbürger, deren Nerv er wohl mit über einer Million Buchkäufer getroffen hat. Das war so deutlich, daß zumindest der Ausschluss aus der SPD nicht geklappt hat.
Sarrazin hat das trotzdem nicht geholfen. Er ist verbrannt – wie Savonarola oder Giordano Bruni. Sarrazin, das ist ein Schimpfwort, besetzt mit Nazi, Radikaler, Rassist. Sarrazin ist ein Aussätziger, die Pest.
Ein Jahr nach seinem Buch hat sich deshalb nichts geändert, klagt Nekla Kelec, wohlgemerkt eine Türkin. Sie hatte gehofft, daß sich etwas ändert.
Nein, es hat sich nichts geändert.
Die Verteufelung von Sarrazin hat Wirkung gezeigt.
Die Politik wurde nicht zum Handeln gezwungen.
Die Liberalen mußten ihre Träume nicht aufgeben
Und die Muslime mußten sich nicht bewegen.
Alles blieb beim alten.
Dabei ist das Buch eine präzise Beschreibung des derzeitigen Deutschlands, ein ziemlich genaues Aufzeigen der zukünftigen Entwicklung - und ein ständiges Anbieten von Lösungen.
Ein Aufschrei hätte nach dem Buch durch Deutschland gehen müssen ganz im Sinne von Stephane Hessels „Empört Euch“. Punkt für Punkt hätte man das Buch abarbeiten müssen. Man hätte Sarrazin als Ratgeber in Kommissionen berufen müssen. Man hätte ihm das höchste Bundesverdienstkreuz verleihen müssen.
Nichts ist geschehen. Stattdessen hat man ihn verteufelt, verunglimpft, diffamiert und lächerlich gemacht. Eben – um sich nicht mit seinen Thesen auseinanderzusetzen.
Ein Jahr nach dem Buch ist es, als ob ein Stein ins Wasser geworfen worden wäre. Versunken.
Sarrazin hat unfreiwillig recht: Deutschland gibt sich auf.