Als er zum Rednerpult dackelte wie ein Mikrofonausrichter, mußte ich lachen. Soweit ist es schon gekommen mit meinem Respekt vor den höchsten Ämtern. Mit seinem Vortrag vor Nobelpreisträgern mußte er sich natürlich etwas mehr Mühe geben. Immer neue Schulden machen, könne auf Dauer nicht gutgehen, verkündete er sensationell. Dabei hatte er jahrelang vorgemacht, dass das geht - mit fremdem Geld. Genauso gut hätte er verkünden können, ewig lebe ich auch nicht. Aber er hätte uns wenigstens sagen sollen, wie man gesünder leben könnte.
Der arme Wulff ist natürlich Erbe von Helmut Kohl, der schon damals den Karren gegen die Wand steuerte. Sein Blüm belog uns mit sicheren Renten und sein Waigel mit eisernem Sparen.
Wir sind eben immer Erben von irgendwas.
Sie sind ja alle so durchsichtig und banal, unsere Teilzeitstaatslenker.
Weil es sich gerade gut anhörte, sprach er vom jüdisch christlichen Abendland, was zweitausend Jahre lang als unerhört gegolten hätte. Und mal eben im Handumdrehen entfernte er einen anderen Deutschlandretter recht schnell aus dem Job. Und selbst dem Bürgermeister aus Duisburg gab er nicht die Hand, weil´s gerade opportun war, Zeichen zu setzen.
Wenn unsere Demokratie nur noch Westerwelles, Wowereits und Wulffs hervorbringt, dann muß man sich fragen, ob das mit so einer Demokratie auf Dauer gutgeht.