Donnerstag, 12. Januar 2012

Alltours

Kinderpornographie wird einhellig verurteilt, die Grenze zu unserem Erwachsenensex jedoch ist schmal.

„Willst Du mit mir in Urlaub fahren“ schiebt ein Zehnjähriger einer Zehnjährigen einen Zettel über das Schulklassenpult. Sie ziert sich wie eine Jungfrau vor der „Willst du mit mir ins Bett“ Frage, und erwidert „Ja, aber ohne mein Alltours sage ich nichts“.

Jedesmal rege ich mich über diese Werbung auf. Nicht, weil es sie gibt, sondern weil die Gesellschaft sie problemlos akzeptiert, ohne ihre eigenen Maßstäbe in Frage zu stellen.

Die heißen:
- Sex mit unter Achtzehnjährigen ist verboten
- Sex mit unter Sechzehnjährigen ist verboten
- Sex mit unter Vierzehnjährigen ist verboten
- Sex mit unter Zwölfjährigen ist verboten

Ohne uns erklären zu können, wieso.

Sex ist Sex.

Vor vierzig Jahren las ich das Buch „Barbara“, das den Aufbruch einer Dreizehnjährigen in die Welt des Sex begeistert beschrieb.
Mohammed heiratete Kadhija, eine fünfzehn Jahre ältere Frau. Später heiratete er Aysha, eine Neunjährige. War er deshalb pädophil?

Mit Sicherheit nein. Es war üblich, Frauen im geschlechtsreifen Alter zu heiraten, oder vorher, und solange zu warten, bis sie geschlechtsreif waren.

Das war auch im europäischen Mittelalter so – in Königshäusern oder anderswo.

Ich hatte vor fünfzig Jahren mal Meerschweinchen. Da kriegte die Tochter schneller Kinder als die Mutter. Die Tochter fünf, die Mutter zwei Wochen später vier Junge. Ich war etwas irritiert und überlegte für kurze Zeit, ob ich das Männchen wegen Kinderschändung köpfen sollte. Habe es aber aus Tierschutzgründen nicht getan.

Ich liebe Frauen, die zwanzig Jahre älter sind, als ich, möchte aber nicht wegen Gerontophilie verurteilt werden.

Genauso liebe ich Frauen, die zwanzig Jahre jünger sind, als ich, möchte aber nicht wegen Pädophilie verurteilt werden.

Sehr wohl weiß ich, daß es an den Rändern unserer Gesellschaft Pädophile gibt wie andere, die in Knaben oder Babies verliebt sind und anders mehr.

Sehr wohl aber weiß ich, daß die Ränder unserer Gesellschaft ein Prozent stark sind, nicht mehr.

Das muß unsere Gesellschaft aushalten, ohne diese Gruppe auszugrenzen. Wir müssen sie als Teil unserer Gesellschaft akzeptieren.

Wir tun es auch mit Behinderten.