Mittwoch, 23. September 2009

Henryk M. Broder

Es geht um Israel

Wie immer lese ich Hendryk M. Broder gern. Ich liebe ihn, weil er so radikal ist und so kompromisslos, und weil er so richtig spannend schreibt. Aber leider auch einseitig, blind und blöd. „Right or wrong my country“ ist seine Devise - nicht etwa für Deutschland, nein, für Israel. Denn er ist gleichzeitig auch Jude. Und darum fühlt er sich legitimiert, Deutschland vorzuwerfen, antisemitisch und rassistisch zu sein.
Ist er selber. Kein Entweder Oder, kein Licht und Schatten, kein sowohl als auch, nur Kritik an Deutschland. Keine Kritik an Israels Siedlungspolitik, an Israels Menschenrechtsverbrechen. Nein, die werden einfach ausgeblendet mit dem Hinweis, daß es auf der Welt es schlimmere Staaten gibt als Israel, die nicht so heftig kritisiert werden, wie Israel. Sagt er und wir wollen es einfach mal glauben. Aber ist das ein Grund, die Menschenrechtsverletzungen zu übersehen oder Kritik daran zu verbieten? Ausschließlich mit der sehr originellen Begründung: Antisemitismus. Hätten Sie nicht gewußt, oder? Und macht für eine erneute Vertreibung aus Israel ausschließlich den Antisemitismus in der Welt verantwortlich – nicht aber den Semitismus der Israelis selber.
Und so kommentiert er ein neues Buch von Leon de Winter, der dieses Szenario heraufbeschwört. Und wieder sind andere dafür verantwortlich, daß Juden auswandern und warum und in welche Länder. Kein Wort, warum nicht Palästinenser nach Israel einwandern oder woanders einen Staat gründen können. Es wird eben gerade nicht thematisiert, warum mit der Gründung Israels die Palästinenser vertrieben werden mußten. Dabei empfindet jeder halbwegs empfindsame Mensch auf der Welt das als Unrecht.
Nicht so Broder, er diffamiert diese Menschen allesamt als Pseudointellektuelle und Antisemiten. Dabei übersieht er, daß die meisten Israelis das Verhalten ihres Staates auch als Unrecht empfinden und in der Folge nicht mehr an die Zukunft ihres Staates glauben.
Das passt nicht in sein Feindbild. Sonst wären diese Israelis ja auch Antisemiten. Wie die Pseudointellektuellen Henning Mankell und Felicia Langer, die unser Bundespräsident gerade geehrt hat. Fehlt nur noch Jostein Gaarder oder Daniel Barenboim. Dann würde er ganz ausflippen, unser Hardliner Broder. Hat er sich noch nie gefragt, ob er mit seiner blinden Unterstützung des israelischen Unrechts nicht gerade den Zustand verursacht, den er beklagt? Nicht alle Juden sind begeistert, daß Henryk M. Broder Jude ist, und das muß er mir jetzt einfach mal glauben.