Er ist ja ein außergewöhnlicher Mensch, etwas außergewöhnlicher als wir. Aber mit kleinen Fehlern behaftet, wie wir.
- So fährt er auf italienischem Schiff zum Fischfang nächtens ins Mittelmeer und bewundert den Sternenhimmel mit Venus und Jupiter, aber Venus kann nicht mehr da sein, denn die ist längst untergegangen.
- So lobt er die Weisheit des Fischers, der nachts mit Scheinwerfern tausende von Fischen anlockt und fängt, was aber anderenorts nicht unbedingt als edel und weise angesehen wird.
- So schildert er seine tiefgründige Unterhaltung mit dem Italiener, in fliessendem Italienisch?
- So spricht er von Espressi, statt von Espressos, während er in echtem Deutsch von Acciugas spricht statt von Acciughe.
- Auch in Afghanistan sagt er nicht, ob er mit den Afghanen deutsch oder paschtunisch spricht, das wäre schon interessant, vor allem bei der sonstigen Mitteilsamkeit des Autors.
- Dann erzählt er vom König, der einem vom Adler verfolgten Spatz sicheren Schutz verspricht, ihn aber opfert, als der Adler ihm vorwirft, dass seine Brut verhungern würde, wenn er den Spatz nicht bekommt. Und schlussfolgert, daß man andere stets so behandeln sollte, wie man selbst behandelt werden wollte. Das ist entweder zynisch, denn der Spatz wird ja nicht so behandelt, wie man selbst behandeln werden wollte (auch wenn der König in einer Art vorauseilender Buße selbst hungert) – oder es soll unsere Welt schildern, in der wir nicht gerecht handeln können.
Aber, je länger man das Buch liest, umso nichtiger werden die oben aufgeführten Kleinigkeiten. Ist man doch fast schon ergriffen von dem Lebenswerk Todenhöfers, was das des Normalbürgers wie mir zehnmal übersteigt.
Da ziehe ich alle Kritik zurück und werde das Buch meinen Kindern schenken, damit sie auch daraus lernen können. Denn alle Aphorismen sind richtig, auch wenn er dabei ab und zu den Moses gibt.
Ein paar Dinge sehe ich anders, so tut er Sarrazin Unrecht und auch Westergaard, der in einem genialen Scribble die Angst seiner Zeitgenossen getroffen hat, daß Religion zu Terror mißbraucht wird. Und das war nicht Scheisse! Denn keiner hat Mohammed mehr mißbraucht, als die Islamisten. Aber Todenhöfer muß nochmal über den Khyberpass – ich nicht.
Aber das sind nur kleinliche Kritteleien gegenüber einem großen Buch, das zu 99 Prozent recht hat. Insbesondere über die Rolle des Westens, der unsere Sicherheit am Hindukusch verspielt und nicht verteidigt. Und Todenhöfer hat noch viel mehr recht mit den vielen Aphorismen, die man beherzigen sollte, bevor sie einen erschlagen.