Dienstag, 25. Januar 2011

Wolfgang Neskovic äußert sich gegen die PID

FAZ vom 25.1.2011

Neskovic vergleicht einen durch PID verworfenen Embryo mit einem zerbrochenen Pfeil, woraus noch ein Stephen Hawking hätte werden können.

Auch Bundesrichter können Gefühl vor Verstand stellen.

Ich habe andere Bilder im Kopf. Eine Bekannte erkrankte in ihrer fünften Schwangerschaft an Röteln und trieb trotz Drängen der Ärzte aus religiösen Gründen nicht ab. Nach der Geburt kümmerte sich die Familie ausschließlich um das schwerkranke Kind. Wir Umstehenden jedoch nahmen nur wahr, dass die anderen vier Kinder vernachlässigt wurden.

Wir hätten abgetrieben, aber wir müssen die freie Entscheidung der Mutter akzeptieren.

Das sollten wir auch tun, wenn sich Eltern für die PID entscheiden.

Und Politiker sollten sich nicht zu sehr in private Angelegenheiten einmischen. Sie sollten jedem Elternpaar ihre Freiheit lassen, selbst zu entscheiden ob sie Kinder oder keine haben wollen.

Manchmal habe ich das Gefühl, daß sich Politiker gern um unwichtige Themen, statt um ihre Kernaufgaben kümmern, z.B. Abbau von Staatsschulden, damit die Neugeborenen eine lebenswerte Zukunft haben.

Auf knapp 700.000 Geburten im Jahr kommen 70.000 Behandlungen in Sachen künstlicher Befruchtung, der weitaus größte Teil davon nicht mit PID.

Neskovic untermalt seine Meinung mit einem wunderschönen Zitat des Dichters Khalil Gibran: „Deine Kinder sind nicht Deine Kinder. Sie sind Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst. Sie kommen durch Dich, aber nicht von Dir, und obwohl sie bei Dir sind, gehören sie Dir nicht… Du bist aber der Bogen, von dem Deine Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.“

Ich möchte dem Tucholsky entgegenstellen, der sagte, dass sich vor der Geburt Staatsanwälte und Kirche um das Ungeborene kümmern, um dem Kind nach der Geburt das Leben schwer zu machen.


Nachsatz
PID-Gegner setzen Embryonen immer mit Kindern gleich und sind aus dem gleichen Grund gegen die Forschung mit totipotenten Zellen. Das aber ist fragwürdig. Denn es setzt einen Zellhaufen, aus dem ein Mensch entstehen kann, einem Menschen gleich, wo schon das Recht zwischen einem Ungeborenen und einem Neugeborenen unterscheidet (Abtreibung, Kindestötung).
Gern hat die Kirche dem Manne auch die Verfügungsgewalt über seinen Samen entzogen und diesen einem Menschen gleichgesetzt, der durch Onanieren vernichtet würde.