Sonntag, 10. Juli 2011

PID Präimplantationsdiagnostik zum zweiten

Es ist schon erstaunlich, wieviele erwachsene Menschen ein Thema unbedingt regeln wollen, obwohl sich dieses im Nanobereich unserer Gesellschaft abspielt. Gerade mal 300 Fälle gibt es im Jahr, die wenigsten davon gleichgelagert.

Um es vorwegzugreifen, dieser Bundestag, der sich unter Aufbietung höchster ethischer Gewissensqualen zu einer beschränkten Erlaubnis der PID durchgerungen hat, hätte die PID nie zugelassen, wenn er gewußt hätte, daß sie dereinst auf ihn zukommen würde! Denn dann hätten die Wissenschaftler die PID gar nicht erst entwickeln können.

Keiner stellt sich vor, daß es hier um etwas ganz anderes geht, nämlich um staatliche Bevormundung gegenüber der privaten Freiheit. Diese Debatte müßte nämlich als erstes stattfinden, mit der Frage, ob es den Staat überhaupt etwas angeht. Oder noch schärfer formuliert, ob die PID eine Gefahr für unsere Gesellschaft ist und sie deshalb verboten werden wuß. Und dann wäre noch das Umfeld zu untersuchen gewesen, welche Auswirkungen hat die PID in Israel wo sie praktisch nicht geregelt ist; wie wirkt sie in England, Belgien und Holland, wo sie überwiegend erlaubt ist. Und ist es sinnvoll, die PID bei uns zu verbieten, daß die Paare dann deswegen ins Ausland gehen. Allein schon unser Herangehen an die Diskussion zeigt unsere Obrigkeitshörigkeit (die ja ein Spiegel unserer Bevormundungslust ist), wir fragen immer nach Geboten und Verboten – ohne wirklich infrage zu stellen, ob uns diese Frage überhaupt etwas angeht.


Zur Klugheit von unserer Volksvertreter (und von uns selbst) stelle ich gern ein paar Dinge in den Raum.

Vor 200 Jahren waren die Parlamente der Ansicht, Frauen seien zu dämlich und daher war ihnen der Zutritt zu Parlamenten verboten. Aus demselben Grund hat die Schweiz das Wahlrecht der Frauen erst vor ein paar Jahrzehnten erlaubt. Und Frauenfußball war auch noch vor ein paar Jahrzehnten verboten, woran sich aber keiner der damaligen Befürworter mehr erinnern kann. Es war auch einmal von höchster Stelle verboten, daran zu denken, daß sich die Erde um die Sonne dreht.
Und noch ein Nachgedanke: vor der Lieferung von 200 Panzern nach Sonstwo wird keine Ethikkommission eingeschaltet, obwohl damit ein Vielfaches von Menschen zu Zellhaufen zusammengeschossen werden kann.

Wir sollten daran denken, daß Privatsphäre und Freiheit stets vor Obrigkeit und staatlicher Regelung geht. Wollen wir alles regeln, kanalisieren, verbieten? So wie in China, wo die Frauen nach einem Kind zur Abtreibung gezwungen werden? Wollen wir dann wirklich noch eine staatliche Einmischung, die den Eltern sagt, was sie zu tun und zu lassen haben. Wollen wir wirklich diese Einmischung in die intimsten Sphären der Paare, der Väter, der Mütter, der vergewaltigten Töchter, wo jeder Fall anders liegt.
In der zweiten Wiege unserer Demokratie, in Rom, durften die Eltern ihre Kinder noch bis zum 10 Lebensjahr straffrei töten. Und in vielen Völkern wurden die Kinder selbstverständlich umgebracht, wenn das Volk nichts mehr zu fressen hatte (Beispiel Hänsel und Gretel).
Heute gibt es soviel Elend auf der Welt, was wir aber erst zur Kenntnis nehmen, wenn wir gezwungen werden hinzuschauen. Wie bei der Kinderarbeit, bei den Hungersnöten, bei den grausamsten Kriegen, wo nicht Menschen einem Zellhaufen etwas antun, der erst zum Menschen deklariert werden muß, sondern Menschen Menschen.
Und die Menschen, die einem Zellhaufen etwas antun, tun es ja überwiegend aus Gründen, den Menschen zu helfen und nicht, um ihnen zu schaden, wie bei der Kinderarbeit und den Kriegen.
Wir stellen doch heutzutage fest, daß wir unser Leben nur mit Mühe in den Griff kriegen. Jeder hat für sich zu kämpfen und ist froh für jeden Tag ordentliches Überleben. Trotzdem tun wir staatlicherseits so, als ob wir alles erst bis ins Kleinste regeln müssen, um überleben zu können. Dabei können wir weder Erdbeben, Kriege, Tsunamies und Bankencrashs vorhersagen. Jedoch scheint es uns ungemein zu befriedigen, wenn wir sie vorher verboten haben.

Leider machen wir doch auch jeden Tag die Erfahrung, daß der Staat alles regeln will, aber nichts zustandebringt.